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Ballast


555 Stufen hatten wir zu bewältigen um das Felsenkloster „Goldener Drache“ in luftiger Höhe zu erreichen. Die Luft wurde dünner und der Blick in die fruchtbare Ebene mit ihren Reisfeldern, Bambuswäldchen und Dörfern immer weiter. Wir sahen einstöckige braune Bauernhäuser, dazwischen mehrstöckige Neubauten aus Backstein und Zement. Wir konnten die Windungen des Luxi-Flusses mit den Augen verfolgen und staunten über die bizarren Felsformationen am Flussufer.

Unseren Reisebus hatten wir am Fuße des Berges stehen lassen. Das Gepäck – jeder von uns hatte mindestens einen Koffer und eine Reisetasche oder Rucksack – würde per Lastenaufzug zum Kloster herauf transportiert, hatte man uns gesagt, wir bräuchten uns um nichts zu kümmern. So erklommen wir unbeschwert Stufe um Stufe.

Oben angekommen, sahen wir schon die gestapelten Koffer, Reisetaschen und Rucksäcke. Bei 18 Reiseteilnehmern gab das einen Berg von 36 Gepäckstücken. Ein hagerer Mönch in Sandalen und brauner Kutte war dabei, die letzten Koffer von dem primitiven Lastenaufzug abzuladen, während zwei weitere Mönche die Koffer ins noch etwas höher gelegene Kloster zu schleppen.

Mir wurde schlagartig bewusst, was für einen Zivilisationsballast wir für eine zweiwöchige Chinareise mit uns trugen und sagte zu meinen Begleitern: „Wir tragen für eine Reise von 14 Tagen mehr Besitz durch China als ein buddhistischer Mönch während seines ganzen Lebens sein eigen nennen mag.“


Ute Ehlers